Die kommunale Ernährungspolitik kann viel zu einer Ernährungswende beitragen. Das wurde auf dem diesjährigen Kongress STADTLANDBIO deutlich, der erneut parallel zur BIOFACH, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, stattfand. 247 Entscheider und Fachleute aus Politik, Verwaltung, Organisationen und Unternehmen diskutierten praxisnah vielfältige Ansätze und Erfahrungen. Eine weitere Erkenntnis der zweitägigen Veranstaltung am 15. und 16. Februar 2018: Eine lokale Bio-Strategie kann gleichzeitig ein Baustein für regionale Wertschöpfungsketten bis hin zum Standortmarketing sein.
Die französische Hauptstadt Paris ist ein optimales Beispiel für die kommunalen Handlungsspielräume bei der Ernährungswende. Zum einen wurde zu Jahresbeginn in der französischen Metropole zusammen unter anderem mit Mailand, Wien und Nürnberg das europäische Bio-Städte-Netzwerk (Organic Cities Network Europe) gegründet, eine Weiterentwicklung des deutschen Netzwerks Bio-Städte. Zum anderen veranschaulicht Patrick Koumarianos, Projektleiter für die Pariser Ernährungspolitik, die nachhaltigen Ernährungsstrategien.
Bereits seit zehn Jahren arbeitet die Hauptstadt an einer nachhaltigen Ernährung in ihren Eigenbetrieben. Von den 30 Millionen Mahlzeiten im Jahr, die in Kindergärten, Schulen, Altenheimen und Mitarbeiterkantinen ausgegeben werden, sollen bis zum Jahr 2020 die Hälfte aller Essen nachhaltig oder biologisch zertifiziert sein. Das Budget für diese öffentliche Beschaffung liegt bei 65 Millionen Euro. Zu den Zielen gehören Zusatzkosten zu reduzieren, eine entsprechende Beschaffungsstrategie aufzubauen und die nachhaltige Ernährungs-Wertschöpfungskette vor Ort zu unterstützen. Außerdem informiert ein CO2-Simulator die Kantinenmitarbeiter, wie hoch der CO2-Abdruck eines Gerichts mit Fleisch oder Hartkäse ist.
In diesem Jahr wird die Pariser Verwaltung eine Nahrungsmittel-Strategie für die ganze Großstadt implementieren. Acht Millionen Essen werden in Betriebskantinen und Restaurants täglich serviert. In einer groß angelegten Konsultation wurden Vorschläge für alle Bereiche der Erzeuger-, Verarbeiter- und Verbraucherkette erarbeitet und strukturiert. Dazu gehören auch Logistik, öffentliche Lebensmittelhilfe, Abfallverwertung, Verwaltung Erziehung und Research. „Wir sind stolz“, resümiert Koumarianos, „aber es ist noch viel zu tun“.